Wie ich zum Schreiben gekommen bin
Als Kind war ich eine ziemliche Leseratte. Unsere kleine Dorfbibliothek hatte ich bald durch, mehrere Male. Einmal saß ich in den Sommerferien mit einem Buch unter unserer Birke im Garten. Plötzlich tropfte etwas von dem Baum auf mich herunter. Kleine Objekte, die sich bewegten! Ich quiekte, sprang auf und schüttelte mich. Nach dem ersten Schrecken näherte ich mich meinem Lieblingsplatz wieder vorsichtig. Jede Menge niedliche, grüne Raupen wuselten und krochen nun im Rasen herum. Diesen Schrecken verarbeitete ich in meiner ersten, eigenen Geschichte. Das machte Spaß!
Später bemerkte ich, dass es mich immer irgendwie tröstete, wenn ich aufschrieb, was mich belastete. Die Probleme rückten dann innerlich ein wenig beiseite. So konnte ich sie betrachten, ohne von meinen Gefühlen überflutet zu werden. Doch ich schrieb kein Tagebuch. Ich versuchte es ein paarmal, aber es gab mir nichts. Lieber verpackte und verwandelte ich meine Sorgen und Themen in Geschichten. Mal in humorvolle, mal in ernste, manchmal wurden Märchen oder Gedichte daraus. Mit der Zeit stellte ich fest, dass es verschiedene Namen gab für das, was ich da tat. Wow, dachte ich, ich kann Satiren schreiben und Glossen und Parodien! Und Metaphern machen und Analogien!
Für die jüngeren unter euch: Ihr könnt ja mal googeln, was diese Wörter bedeuten, es sind einfach verschiedene Arten, Lustiges zu schreiben.
Ich bemerkte auch, dass sich manche Typen von Literatur für verschiedene Themen besser eigneten. Und so entstanden aus nervigen Alltagsproblemen, die man nicht ändern kann, oft Satiren, aus meinem Weltschmerz Zukunftsgeschichten, aus meinen nachdenklichen Zeiten Märchen und Analogien. Und meiner guten Laune entsprangen lustige Gedichte.
Es entstand sogar einmal ein Rap, als ich mich in einem Schreibkurs über zwei Teilnehmer ärgerte. Die beiden fanden alles doof, was wir anderen schrieben. Der eine war einfach nur sehr eingebildet. Der andere war Musiker und murrte und meckerte bei allem, was nicht nach Songtext klang.
Wartet, dachte ich grimmig, euch geb’ ich was zum Nachdenken! Dir hochgeistigen Schnösel zeige ich, wie DU auf uns Normalos wirkst, und der andere kriegt einen Songtext, der sich gewaschen hat!
Und so entstand der Rap Der Intellektuelle. Leider kann ich ihn hier nicht zeigen, er enthält ziemlich unanständige Wörter. Aber ich kann euch sagen: Das hat sehr gut getan!
Mit den Jahren produzierte ich alle Arten des Schreibens, viele Male. Geschichten, Gedichte, Märchen, Theaterstücke… Nur an einen Roman traute ich mich nicht heran. Doch der Gedanke daran juckte mich von Jahr zu Jahr mehr. Und irgendwann beschloss ich, etwas gegen das Jucken zu unternehmen.
Fortsetzung folgt…